So bin ich heilfroh, Sale endlich hinter uns zu lassen und diese drei merkwürdigen Erfahrungen mit jungen Marokkanern zu Ende zu bringen. Sowohl Mohammed in Bouknadel, als auch Said scheinen unfähig, ein eigenes, kontrolliertes und vor allem sich regenerierendes Leben zu führen. Lea und ich spekulieren, dass marokkanische Männer kulturell bedingt nicht lernen, sich selbstständig zu ernähren, für sich zu sorgen und aus sich heraus einen Haushalt zu führen. Auch wenn es bei Said noch vergleichsweise sauber war, standen in der Küste vergammelte Essensreste, die mehrere Wochen alt sind – mindestens! Von einem Gericht im Kühlschrank behauptete er, es läge drei Monate zurück.
Mohammed/Momo ist einfach extrem schüchtern und vor allem unsicher, versucht sich von seiner Familie loszureißen, was ihm jedoch nicht wirklich gelingt und hängt deshalb zwischen den Fronten. Ohne Herd, Zubehör und mir einer komplett runtergekommenen Küche kann er sich nichts zubereiten, obwohl er seit mehr als zwei Monaten dort wohnt und isst deshalb außerhalb oder eben wieder bei der Familie. Es war seine erste Couchsurfing Erfahrung, er wusste wohl nicht, wie er sich verhalten sollte und hatte offenbar vorschnell gehandelt, in dem er uns eine Unterkunft angeboten hatte.
Das traurige an diesen zwei Tagen ist letztlich die Enttäuschung, die ich drei Mal erhalte, in dem ich drei auf Anhieb lieben Menschen Vertrauen schenke, das enttäuscht wird. Said wirkte so warmherzig und lieb, dass wir ihm schnell gefolgt sind und uns auf ihn eingelassen haben. Ich habe mit ihm gelacht, mich super unterhalten und hatte schöne Gespräche. Dass eine solche Verbindung so derartig kippen kann ist unwahrscheinlich, kommt unerwartet und lässt einen immer ein wenig traurig zurück. Enttäuschtes Vertrauen ist nicht schön.
So lehnen wir schließlich auch seine Einladung ab, mit und in der Stadt noch frühstücken zu gehen, er gibt uns daraufhin noch Brot, das er wohl extra für uns gekauft hatte, sagt, dass wir immer willkommen sind und dass er uns gefreut hat, dass wir bei ihm waren. Die Verabschiedung ist sehr kurz und schmerzlos, wir kriegen einen Bus, der uns nach Sale Ville zum Bahnhof bringt und nehmen den Zug hoch nach Asilah in Richtung Nordspitze und Tanger.
Assilah ist ein süßes kleines Städtchen, das am Meer liegt und außerhalb der Saison ruhig und friedvoll ist. Vom Bahnhof geht’s direkt ans Meer, spaßen, Lea geht baden aber Strömung ist zu stark, liegen am Strand knapp 2 Stunden, kriegen Sonnenbrand, schlafen. Offenbar völlig geschlaucht durch die letzten Tag. Essen. Local Couscous, nicht das touristische angeblich. Haha genau. Komischer Restaurant Typ, schmieriger Typ. Teilen riesige Portion Couscous, Orangensaft dazu.
Erkunden die Stadt, gehen in die Medina, touristisch. Lasse meine Tasche nähen von Näher an der Straße. 1 Euro. Viel Spanisch hört man. Schöne Aussicht auf die Stadtmauer von oben, dazu Berbermusik. Alles in Blau Weiß gehalten. Tolle Zusammenstellung, passt sehr gut in das verschlafene Örtchen. Sonst nicht viel zu sehen. Laufen die drei Kilometer zurück zum Bahnhof und nehmen den Zug eine halbe Stunde verspätet nach Tange. Nur Dreiviertel Stunde Fahrt. Entspannt und kommen ausnahmsweise mal nicht erledigt an.
Rachid empfängt uns, klappt doch perfekt. Sehr lieb, nicht sehr gesprächig aber sehr höflich und korrekt. Gehen noch etwas essen. Tagine mit Gemüse, sehr lecker und auf Anfrage extra gut gewürzt. Müde, schlafen, alkoholfreies spanisches Bier.